Dienstag, 15. März 2011

Jubiläum beim "Philosophischen Café Augsburg-Schwaben": INTERVIEW

Seit fünf Jahren treffen sich die Mitglieder und Freunde des "Philosophischen Cafés Augsburg-Schwaben" (PCAS) an jedem zweiten Freitag im Monat in zunehmender Zahl – seit Neuestem in der Innenstadt, nachdem die Veranstaltungsreihe im Westen der Stadt startete, dann viereinhalb Jahre in Lechhausen stattfand. So ein Jubiläum ist Anlass genug für ein (schriftlich geführtes) Interview mit dem Initiator Herrn Ingo-Wolf Kittel:
Tipp: Wer mehr über das Philosophische Café erfahren will, wird im "Augsburg Wiki" fündig.
Lieber Herr Kittel, der von Ihnen 2006 initiierte Diskussionskreis "Philosophisches Café Augsburg-Schwaben " (PCAS), in dem Sie sich am zweiten Freitag eines jeden Monats mit Gleichgesinnten treffen, besteht seit nunmehr fünf Jahren. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Jubiläum und zu dem Erfolg dieser Gesprächsrunde.
Ebenso herzlichen Dank für Ihren Glückwunsch, Herr Walter. Wenn Sie "Glück" im ursprünglichen Sinn des Wortes verstehen, das "Gelingen" meint, muss ich Ihren Wunsch so auffassen, dass Sie unserem Kreis weiterhin ein gutes Gelingen wünschen...
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Menschen zum Austausch über ihr persönliches Nachdenken "über sich und die Welt um sich herum" einzuladen?
Beruflich weiß ich aus Zehntausenden von Gesprächen, die ich in mehr als einem Vierteljahrhundert geführt habe, dass sich jeder Mensch "so seine Gedanken" macht – mehr oder weniger natürlich - und aus eigener Einsicht, dass genau betrachtet an sich schon jedes Erinnern eigentlich ein "Nachdenken" ist.*
Ich wollte eine Gelegenheit schaffen, sich mit anderen über die eigenen Fragen und Resultate eigenen Nachdenkens austauschen zu können – ohne Druck irgendeiner Art, also in aller Freiheit, die es nach der Behauptung mancher Wissenschaftler gar nicht gibt. (Unser Kreis ist eine praktische Widerlegung jeder Leugnung von Willensfreiheit. Beim ersten Philosophy-Slam hier in Augsburg vor drei Jahren habe ich denn auch einen regelrechten "Nachweis" der Existenz unserer Willensfreiheit vortragen können: Sie ist in des Wortes wörtlicher Bedeutung eine "Tat"-Sache, eine Sache der Tat und deswegen "in der Tat" auch zu "beweisen".**)
War das Treffen von Anfang an erfolgreich, oder gab es Rückschläge?
Mich hat seinerzeit erstaunt, wie groß das Interesse gleich zu Anfang war - auch aus dem Umland. Es ist nie abgeflaut; immer wieder stoßen neue Interessenten dazu. Der normale Schwund ist bislang immer gut und mit der Zeit - vor allem im letzten Jahr - sogar mehr als ausgeglichen worden. Das war der Grund, warum wir uns ein Lokal suchen mussten, das dieser zunehmenden Zahl von Teilnehmern genügend Raum bietet, womit Ihre nächste Frage "Warum ziehen Sie jetzt zu einem anderen Treffpunkt um?" schon zum Teil beantwortet ist. Dass wir so zentral in die Innenstadt kommen können, ist der überraschenden Großzügigkeit eines der Wirte des Restaurants "La Villa" zu verdanken, das sich direkt neben dem Gebäude befindet, in das ich Ende 2010 gezogen bin. In einem Gespräch mit ihm nach einem Abendessen bei ihm machte er mir völlig spontan dieses generöse Angebot...
Glauben sie, dass dieser – so könnte man vielleicht auch sagen - "philosophische Stammtisch" Wechselwirkungen mit Ihrer beruflichen Tätigkeit hat?
Rückwirkungen auf meine Arbeit kann ich - zumindest bislang - nicht erkennen. Umgekehrt profitiere ich natürlich von meinen jahrzehntelangen Erfahrungen als Psychiater und Psychotherapeut, aber auch von meiner gründlichen Schulung in der "methodischen Philosophie", die ich zu meinem großen Glück gegen Ende meines Medizinstudiums kennengelernt habe und vier Jahre lang sogar studieren konnte.
Gibt es ein besonderes Highlight, an das Sie sich immer noch gern zurückerinnern?
Für mich persönlich war die letzte Sitzung im Januar mit einer Halbhundertschaft von Teilnehmern enorm beeindruckend, aber nicht wegen deren großer Anzahl, die im vergangenen Jahr mehrfach erreicht wurde, sondern wegen der beeindruckend lebendigen und von Anfang an zu spürenden kraftvollen Intensität; sie kam mir höher vor als jemals sonst bisher.
Was wäre ein Wunschthema, das es noch abzuhandeln gilt?
Irgendwann werden wir das Superthema "Bewusstsein" in Angriff nehmen müssen: es hat so viele Aspekte, dass Wissenschaftler es neben der Frage nach dem Ursprung der Welt für das größte "Rätsel" der Erkenntnis halten, obwohl wir es ja jeden Tag aufs Neue erleben – mit jedem Erwachen aus dem Schlaf, wenn wir "zu Bewusstsein kommen" oder zu praktischen Buddhisten werden, wie auch gesagt werden kann, wenn man weiß, dass der Ehrentitel "Buddha" eigentlich "der Erwachte" bedeutet! Was der so geehrte indische Prinz als angeblich "vollkommen Erwachter" eigentlich lehrte, ist allerdings ein mindestens ebenso spannendes Thema, auch wenn es tief in die Psychologie reicht und in einen Bereich, den die westliche Psychologie bislang bemerkenswert weit vernachlässigt hat. Wenn philosophieren jedoch heißt über sich und damit über alle Aspekten des eigenen Selbsterlebens nachzudenken, gehört alles Psychische notwendigerweise dazu.
Wie wünschen Sie sich die Zukunft des PCAS?
Dass unsere Treffen sich weiter in der freundschaftlichen, von gegenseitigen Respekt getragenen und disziplinierten Weise abspielen, die für jeden Austausch nötig ist und sich zwischen uns tatsächlich auch herausgebildet hat.
Die Frage nach den zehn Büchern, die man auf eine einsame Insel mitnimmt, möchte ich ein wenig abwandeln. Wenn Sie unseren Lesern höchstens fünf Internet-Seiten empfehlen wollten, die Sie für die wichtigsten oder interessantesten halten, welche würden Sie da wählen?
Wenn es eigene sein dürfen, dann die nachstehend mit ihren URL's Angegebenen und in dieser Reihenfolge:
Allgemein: Die schier unerschöpfliche und von jedem weiter zu vervollkommnende Wikipedia.
Herr Kittel, haben Sie vielen Dank für dieses Interview. Wir Augsburger Autoren im VS wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, und gewiss wird sich der eine oder Andere von uns gern bei Ihnen blicken lassen und mitdiskutieren.
Die Fortführung meiner kleinen Anregung vor fünf Jahren ist allein der "Erfolg" derer, die sie aufgenommen haben und mittragen, also aller Teilnehmer an diesem Experiment ohne Netz und doppelten Boden. Ich sehe mich durch diesen Erfolg eher in meinen Erfahrungen bestätigt und in meiner darauf beruhenden, offensichtlich realistischen Einschätzung eines der subtilsten Grundbedürfnisse von uns allen; es wird bekanntlich noch in vielen anderen Formen zu befriedigen versucht. (Die philosophischen Veranstaltungen, die es jeden Monat in Deutschlang gibt, werden neuerdings im Veranstaltungskalender des Philosophie-Verlags "Der Blaue Reiter"*** dokumentiert).

Der Kreis trifft sich jeden zweiten Freitag eines Monats von 19.30 - 22.00 Uhr im Ristorante "Passione" im Zentrum von Augsburg Bahnhofstr. 21. Er steht allen Menschen ohne jede Vorbedingung offen. Es handelt sich um einen selbstbestimmten und selbstorganisierten Kreis ohne Vereinscharakter. Die einzige "Festlegung" besteht darin, ein gemeinsam interessierendes Thema für das nächste Treffen festzulegen.

1 Kommentar:

  1. Mein Vater- Paps, hatte DREI Töchter und ist schon am 16. November letztes Jahres 2013 im November verstorben und es kommt mir vor als wäre er immer noch präsent. Danke

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